2. Abbauperiode 1805 – 1848
Eduard Escher:
Aus den Angaben Fr. v. Salis› und Schriften aus dem Landschafts Archiv Davos ergibt sich folgendes Bild der jüngern Geschichte des Silberberges: 1805 gründete Landammann J. Ulr. v. Sprecher von Jenins eine Gesellschaft von 128 Kuxen (Anteilen) zur Ausbeutung des Vorkommens, die «Davoser Gewerkschaft». Am 12./24. März 1807 erwarben Bunds-Landammann Jakob v. Ott von Grüsch, Statthalter Joh. Hitz von Klosters und Simeon Büsch von Malans, als Bevollmächtigte der Gesellschaft, von der Landschaft Davos die Konzession zur Ausbeutung aller in der Landschaft vorkommenden Erze und «Fossilien» (L.A. Davos und K.B. Chur: B 2102). Die Gewerkschaft rief in den Jahren 1807 bis 1811 Bergbau und Hüttenbetrieb ins Leben und begann 1811 mit der Ausbeutung des Vorkommens. Technischer Leiter des Bergbaues war Bergmeister Georg Landthaler, der seine Ausbildung in Freiberg in Sachsen genossen hatte und von welchem verschiedene Berichte und Pläne über das Bergwerk stammen. Doch von Anfang an litt die Gewerkschaft ständig an Geldmangel. Der Bau der kostspieligen Einrichtungen für die Poche und die Schmelze im Silberberg und Schmelzboden verschlang grössere Summen als beabsichtigt war. Zur Deckung der «fast schonungslosen Unkosten» mussten die Aktionäre fortwährend Zubussen entrichten. Eine erste Enttäuschung bestand darin, dass der Silbergehalt des gewonnen Bleis entgegen den Erwartungen so gering war, dass sich eine Ausbeute auf Silber nicht lohnte. Ausserdem sanken die Bleipreise von 30 fl (Florin) auf 25 und 20 fl. Die Erzausbrüche im Bergwerk wurden immer schwächer, so dass bei der 200 Mann erfordernden Belegschaft (Lohnkosten) niemals an einen Gewinn gedacht werden konnte. Durch eine verbesserte Zink- Gewinnung gelang es, die Ausbeute zu heben, doch das Fallen der Zinkpreise hob diesen Vorteil bald auf. Die Gewerkschaft wurde nur gerettet, indem Verwalter Hitz im März 1818 den gesamten Betrieb am Silberberg für 4000 fl pachtweise für vier Jahre übernahm. 1822 wurde der Vertrag auf zehn Jahre erneuert und der Zins auf 5000 fl erhöht. Doch schon 1823 waren alle bauwürdigen Erzmittel im Silberberg erschöpft und man musste alle Hoffnungen, je wieder reichere Partien anzufahren, auf den Durchschlag des Andreas Stollens setzen. In der Folge kam dieser Durchschlag zustande; ob dadurch die Lage des Unternehmens gebessert wurde, ist nicht bekannt.
Im Juli 1829 geriet Hitz in Konkurs, an seine Stelle traten im Silberberg die Gewerken Albertini und Abys. Der Grubenbetrieb wurde 1830 unterbrochen und die aufgearbeiteten Erze noch bis 1833 verhüttet.
Nachher lag der Betrieb still. 1836 verkauften die Obgenannten den Silberberg und den Bleiberg (Schmitten) an den «Bergwerksverein der östlichen Schweiz» für 5000 fl.
Laut einem Kaufprotokoll des Grundbuchamtes Davos «verkaufte am 1. März 1839 Josua Pollin (Bevollmächtigter des Bergwerkvereins) das Zink-, Blei- Berg- und Hüttenwerk in Schmelzboden, Hoffnungsau, Silberberg in der Landschaft Davos mit Wohngebäuden, Waldungen, Wiesen, Poche und Schmelze usw. an Xavier Dufreier, Ing., Paris, vertreten durch P. Pelissier, Metz für 42 000 fl «.
Am 14. Dezember 1839 verkaufte in Chur Dufreier, vertreten durch Pelissier, an Dr. med. Amédé Petigand «das Blei- und Zinkbergwerk Silberberg, Hoffnungsau und Schmelzboden, ganz so wie er es von Josua Pollin gekauft hatte für 61 000 fl Bündner Valuta «. In der kurzen Zeit, da Dufreier Besitzer war, hat kein Betrieb stattgefunden. In der Folge verband sich Pelissier mit Petigand zu einer Gesellschaft, schliesslich war ersterer alleiniger Unternehmer. Nach Fr. v. Salis wurde in dieser letzten Bergbauperiode am Silberberg nicht rationell gewirtschaftet. 1847 hörte die Zn-, 1848 die Pb- Gewinnung auf.
Literatur:
Escher Ed.: Erzlagerstätten und Bergbau im Schams, in Mittelbünden und im Engadin. Beitr. Geol. Schweiz, Geotechn. Serie 18. Lieferung, 1935
Salis F. v.: Beiträge zur Geschichte, des bündnerischen Bergbauwesens. Jahresbericht d. Naturf. Ges. Graubündens, N.F. VI. Jahrg. 1859/1860.
von Arx, Rolf: Das Baumann-Lager am Silberberg Davos. Bergknappe 64, 2/1993
Nach neueren Quellenanalysen (von Arx, 1993) war Josua Pollin der Eigentümer und der ‹Bergwerksverein der östlichen Schweiz› nur Pächter des Silberbergs
Florin (Florenz), Zecchino (Venedig), Gulden (Silbergulden oder Guldengroschen) zu 60 Kreuzer. ( Der Goldgulden entsprach 2 Gulden und 10 Kreuzern).
Anfangs 19. Jahrhundert war der Gulden etwa 2 Franken wert.
Ein Knappe verdiente 1820 1 Gulden pro Tag, ein Mineur 1847, beim Bau des Schlossbergtunnels bei Baden (für die ‹Spanisch Brötli Bahn›) 2 – 3 Franken